Nicht jede Schule bleibt

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foto: markus sontheimer

Zum bildungspolitischen Dialog mit Kultusminister Andreas Stoch fanden sich rund 80 Zuhörer im Geislinger Kapellmühlsaal in der MAG ein. Der SPD-Politiker sprach Klartext.

KATHRIN BULLING | 02.05.2014  Geislinger Zeitung  Foto: Markus Sontheimer

"Warum können wir nicht alles so lassen, wie es ist?" Auf diese häufig gestellte Frage gebe es nur eine Antwort, meinte Kultusminister Andreas Stoch im Kapellmühlsaal: "Das wäre ziemlich fahrlässig."

 

 Mehrere Faktoren - die demografische Entwicklung und ein verändertes Schulwahlverhalten - machten eine Umgestaltung der Bildungslandschaft zwingend notwendig. "Wenn wir nur sparen wollen, dann lassen wir alles so weiterlaufen und schauen zu, wie die Kommunen irgendwann zwangsläufig immer mehr Schulen schließen müssen, weil die Schüler fehlen." Die Politik müsse gemeinsam mit allen Beteiligten stabile Strukturen schaffen, um Kindern und Jugendlichen die besten Chancen zu ermöglichen. Dabei könne er nicht versprechen, dass jede Schule erhalten bleibe, machte Stoch klar. Das zweisäulige Schulsystem sei der alternativlose Weg, betonte der SPD-Politiker: "Wer behauptet, das dreigliedrige System geht weiter, sagt die Unwahrheit." Das Gymnasium bleibe als eine der beiden Säulen ein wichtiger Faktor - dies zeigten auch die landesweit hohen Übergangszahlen von 44 Prozent. Wie man die zweite Schulart bezeichnen wolle, sei ihm "ehrlich gesagt" egal, sagte Stoch: "Wir legen nicht per Gesetz die Gemeinschaftsschule fest." Die wichtige Frage sei, wie man mit den unterschiedlichen Leistungsvoraussetzungen der Schüler umgehen wolle. Entscheidend sei, die Lehrer zu motivieren und die Aus- und Fortbildung anzupassen. Als weitere "Baustellen" nannte Stoch das "Gerechtigkeitsproblem" - also den zu starken Einfluss der sozialen Herkunft auf die Schulkarriere -, bessere Förderung an Vor- und Grundschulen, den Ausbau der Ganztagesschule, eine bessere personelle Ausstattung der beruflichen Schulen und die Umsetzung der Inklusion.

In der Fragerunde nahm Stoch Stellung zu folgenden Themen:

Zur Frage nach dem Ausbau von G 9 und der geringen Nachfrage nach G 8: Er sehe auf politischer Ebene keinen Willen, das G-9-Angebot im Land zu erweitern, sagte Stoch. An der SPD scheitere es dabei nicht. "Bis 2016 müssen wir mit dieser Lage umgehen." Die 44 Modellschulen seien aber wohl nicht der Weisheit letzter Schluss, meinte er. Wichtig sei, von der Schwarz-Weiß-Malerei wegzukommen: das böse G 8, das gute G 9. "G 8 kann man auch so machen, ohne dass Kinder dabei Schaden nehmen, wie immer befürchtet wird." Er wolle für eine höhere Akzeptanz des achtjährigen Gymnasiums werben, indem man es besser mache. Zur Frage nach einer besseren Ausstattung der Realschulen angesichts der Heterogenität der Schüler: "Da müssen wir eine Schippe drauflegen", sagte Stoch. Die Realschulen seien in der Vergangenheit oft benachteiligt worden. "Wir führen gerade Gespräche, wie die Weiterentwicklung aussehen kann." Zur Frage, ob die Sonderschulen für die inklusive Beschulung weitere Lehrer bekommen: Stoch: "Ich kämpfe darum, 200 zusätzliche Sonderpädagogen einzustellen. Es sieht ganz gut aus, dass wir das hinkriegen." Dafür erhielt der Kultusminister begeisterten Applaus.

 
 

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