Für Sascha Binder geht es bei der Landtagswahl um alles oder nichts

Presseecho

JOCHEN WEIS | Geisliner Zeitung

Es wird ein heißer Ritt am 13. März, dem Tag der Landtagswahl. Dann geht es für Sascha Binder, den Geislinger SPD-Landtagsabgeordneten, um alles oder nichts. 2011 zog der damals 28-Jährige per Zweitmandat ins Landesparlament ein - und war damit der erste SPD-Abgeordnete überhaupt im Wahlkreis Geislingen. Angesichts der dürftigen Umfragewerte der SPD - die Partei dümpelt bei 15 Prozent vor sich hin - steht aber kurz vor der Wahl eine weitere Amtszeit Binders gefährlich auf der Kippe. "Es wird eine Zitterpartie", gibt er zu, "bei 15 oder 16 Prozent werden im Regierungsbezirk weniger Plätze verteilt. Da kommt es auf jede Stimme an."

Ein Direktmandat ist im CDU-dominierten Wahlkreis Geislingen utopisch. Bleibt also das Zweitmandat. Das geht an jene Kandidaten, die ihren Wahlkreis nicht direkt gewonnen, aber im Vergleich zu anderen Direktkandidaten ihrer Partei in den Regierungsbezirken die meisten Stimmen haben. Kurzum: Die Hürde ist hoch, doch Binder ist bereit, sie zu nehmen. Dabei kommt dem Juristen seine Kämpfernatur zupass. In die SPD trat er ein, "weil es für mich schon immer ein wichtiges Thema war, dass es gerecht zugeht, dass alle dieselben Chancen haben." Den letzten Impuls, bei den Sozialdemokraten anzuheuern, gab eine andere kantige Type der Genossen: Altbundeskanzler Gerhard Schröder. "Sein Nein zu einer deutschen Beteiligung am zweiten Irak-Krieg, seine Aussage, mit Deutschland gehen wir in keine Abenteuer, hat mir sehr imponiert."

Zudem lässt sich der junge Familienvater von Rückschlägen nicht beirren. 2009 hatte er für den Bundestag kandidiert, war aber auf Listenplatz 30 chancenlos. "Eigentlich hatte ich mich danach neu orientiert. Mich hat die Politik aber nie losgelassen", erzählt Binder: "Als mich die Ortsvereine fragten, ob ich dazu bereit wäre, für den Landtag zu kandidieren, habe ich mir das genau überlegt, es gab ja keine Garantie auf Erfolg, im Gegenteil. Dann habe ich aber gesagt: Ich mache es."

Damals hatte Binder schon seine Zulassung als Anwalt, "für mich wäre bei Misserfolg also keine Welt zusammengebrochen." Vor diesem Hintergrund, aber auch "um die Bodenhaftung nicht zu verlieren und um unabhängig zu bleiben", hat der heute 32-Jährige nie aufgehört, weiter als Anwalt zu arbeiten, etwa 20 Prozent seiner Zeit macht das aus.

Seine Jugend, unterstreicht Binder, sei für ihn nie ein Nachteil gewesen. "Ich hatte das Glück, mit Ex-Staatssekretär Ingo Rust und dem heutigen Kultusminister Andreas Stoch befreundet zu sein. Wir kannten uns bereits als Kreisvorsitzende", erzählt Binder. Die erfahrenen Rust und Stoch waren Binders Mentoren, "sie haben mir den Einstieg leicht gemacht, haben gesagt, auf was ich achten muss." Was dazu führte, das die Fraktion 2013 Binder einige Aufgaben übertrug, "die für eine erste Legislaturperiode nicht selbstverständlich sind. Ich habe beispielsweise den ganzen Bereich Rechtspolitik und Medienpolitik in meiner Verantwortung."

Ohnehin darf sich niemand von politischer Arbeit abhalten lassen, nur weil er jung und in den Augen vieler unerfahren ist, betont Binder. "Wenn wir wollen, dass das Parlament die Bevölkerung abbildet, gehören junge Menschen dazu", sagt er: "Ich bin froh, dass es in der SPD nicht nach Netzwerken geht, sondern nach Fähigkeiten. Allerdings muss sich jeder vor Augen halten, dass sein Amt auf Zeit ist, dass Amt und Person nicht eins sind. Nur so lässt sich gute Politik machen."

Und da ist Binder zufrieden mit sich - selbst wenn das bedeutet, unbequem zu sein. Beispiel: Der Metropolexpress bis Geislingen statt nur Süßen, den Binder federführend half durchzusetzen - und dabei auf Konfrontationskurs zu Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) ging. "Da war es wichtig, dem Minister aufzuzeigen, dass die Welt nicht in Süßen aufhört, dass die Filstalachse eine Entwicklungsachse des Landes ist, dass Geislingen und sein Umland drauf angewiesen sind, verkehrstechnisch gut angebunden zu sein - sowohl auf der Straße als auch mit der Bahn."

Dass er dabei den "Bahnhalt Merklingen als Thema hochgezogen" hat, "um den Verkehrsminister ein Stück weit unter Druck zu setzen, weil er von uns Verkehrspolitikern der SPD eine Zustimmung haben wollte", ist für Binder nie ein Problem gewesen: "Ich muss die Interessen meines Wahlkreises vertreten, nur daran werde ich gemessen."

Dass er Ende Januar noch durch die Hintertür dafür gesorgt hat, dass der Geislinger Bahnhof 2019 einen Aufzug bekommt für einen barrierefreien Zugang zu den Bahnsteigen, nachdem die Vorplanung der Deutschen Bahn in der Endlos-Warteschleife hängt, ist für Binder nur ein wenngleich schönes Etappenziel. "Wir haben noch so viel zu tun: Der Ausbau der A 8 und der B 10, das sind die Projekte, bei denen das Land ständig Druck machen muss beim Bund. Und wir wollen weiter unser Straßennetz sanieren. Zudem haben wir die Gebührenfreiheit für Kindergärten und die Reduzierung der Gebühren für die Meisterausbildung im Blick. Das ist ebenso ein Stück mehr Chancengleichheit."

 
 

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